Liebe Gemeinde,
die Situation ist unübersichtlich. Johannes der Täufer, der große Bußprediger und Prophet Gottes sitzt im Gefängnis. Herodes, sein Landesfürst, hatte genug von seinen aufrührerischen Worten. Nicht genug, dass er das Volk mit seinen Predigten beunruhigte, nein, selbst vor Kritik an ihm, dem Herrscher, war Johannes nicht zurückgeschreckt. Seinen Ehebruch hatte er in aller Öffentlichkeit kritisiert, und damit hörte der Spaß dann doch auf. Ein bisschen überhitztes frommes Gerede lässt man sich ja noch gefallen, aber wenn’s persönlich wird, wenn Namen genannt und konkrete Taten angeprangert werden, ist es vorbei mit der Toleranz.
Und so hatte Herodes den Johannes kurzerhand festnehmen und einsperren lassen. Und dass der Täufer dort wohl nicht mehr lebend heraus kommen würde – nun, das war allen klar. Und so hockt er nun in seiner feuchten, kalten Zelle, und wieder und wieder kreisen in seinem Kopf die Gedanken: War es das wert? War es das, was Gott von mir wollte? War meine Predigt vom kommenden Reich nicht nur in den Wind geredet? Habe ich vergeblich gepredigt? Ist meine Hoffnung auf das Kommen des Messias, des Erlösers nur ein Wahn gewesen? …