Liebe Gemeinde,
es ist nicht schön, muss aber manchmal sein: Von der Versuchung zu reden. Oder von der Anfechtung. Also jedenfalls von dem, was einem das Leben und den Glauben manchmal ganz schön sauer macht.
Ich weiß nicht, ob es Ihnen ähnlich geht wie mir: Oft beneide ich ein wenig die Menschen, die sich um Gott keine großen Gedanken machen, für die der Glaube keine Rolle spielt. Es scheint, als würden sie ihr Leben unbeschwerter leben, als würden sie manche Fragen und Zweifel nicht kennen, als lebten sie ihr Leben unkomplizierter, problemloser. Glücklicherweise halten solche Momente bei mir nie lange an, denn ich weiß, dass ein Leben ohne Gott zwar auf den ersten Blick unkomplizierter zu sein scheint, aber dafür eben auch an Tiefe und Ernsthaftigkeit verliert. Ich meine: Man kann sehr gut ohne Gott leben, keine Frage. Auf der Oberfläche, im Alltag wird das Leben durch den Glauben keineswegs leichter und einfacher. Es stimmt eben nicht, dass ein Leben mit Gott ein offensichtlich besseres, leichteres, oder gar erfolgreicheres Leben ist. Aber in der Tiefe, da wo die Dinge ihren schönen Schein verlieren, wo die Widersprüche des Lebens versteckt sind; in der Tiefe, da wo wir vor uns und vor anderen keine Masken mehr tragen können; in der Tiefe, da wo wir die Schrecken und Unberechenbarkeiten des Lebens erfahren – da wird es auf einmal wichtig, lebenswichtig, wo ich mit meinem Leben verankert bin, worauf ich vertraue, worauf ich wirklich vertraue und was meinem Leben seinen letzten Halt gibt…