Liebe Gemeinde,
es braucht nicht erst den Ewigkeitssonntag, um zu erkennen, dass wir nicht im Paradies leben. Es braucht nicht erst die lange Liste der Verstorbenen am Ende des Jahres, um uns bewusst zu machen, dass das Leben auf der Erde endlich ist, beschwerlich, mühselig und voll Leid und Schmerz. Ein Blick in die Tageszeitung, jede beliebige, an irgend einem Tag, genügt, um uns das wieder bewusst zu machen – und in diesen Tagen noch einmal deutlicher als zuvor.
Dass Menschen unbegreiflich früh sterben müssen, aus dem Leben gerissen durch Krankheit oder Gewalt. Dass Eltern ihre Kinder nicht in Frieden aufwachsen sehen können und Kinder ihre Eltern nicht in Frieden sterben sehen können. Dass Gewissenlosigkeit und Egoismus triumphieren, wo Anstand und Fairness auf der Strecke bleiben. Dass Mühe und Arbeit ihren Lohn nicht finden, während Korruption und krumme Wege zum Ziel führen – und sei es nur das Ziel von Macht, Geld und Einfluss. Ungerechtigkeit und Unehrlichkeit feiern Erfolge, wo der Ehrliche und Anständige ausgebootet und zur Seite gedrängt wird. Dass uns aus heiterem Himmel das Unglück trifft, mit oder ohne anderer Menschen Schuld, und ein Leben in Scherben liegt, das genauso hoffnungsvoll begann wie jedes andere. In der Tat: Jeder Blick in die Zeitung erinnert uns wieder schmerzlich daran: Wir leben nicht im Paradies. Aber warum lässt uns das keine Ruhe?