Wer in der dritten Augustwoche in die Kirche Hünger kam, traute seinen Augen kaum; die Kirche hatte sich in eine Orgelbauwerkstatt verwandelt: Über den Kirchenbänken lagen auf einer Decke frisch lackierte meterlange Prospektpfeifen, auf der Empore standen zwei Werkbänke, überall lagen und standen Pfeifen unterschiedlichster Art, Klopf- und Schleifgeräusche waren zu hören, und bis zu zehn Personen waren gleichzeitig im Einsatz. Allerdings war nur ein gelernter Orgelbauer dabei, alle anderen Personen waren freiwillige Helfer. Orgelbaumeister Christoph Böttcher, einer der beiden Inhaber der Firma Peter, hatte auch alle Hände voll zu tun, um alle Helfer anzuleiten und zu beschäftigen!
Es war für ihn sicherlich ein Wagnis, sich auf dieses Konzept einzulassen.
Das erste Angebot seiner Firma für Reparatur und Reinigung der Orgel belief sich auf ca. 22.000 €, ein Betrag, den die Kirchengemeinde Wermelskirchen nie hätte aufbringen können. Auf die darauf folgende Anfrage der Gemeinde, ob ein Teil der Arbeiten auch von ehrenamtlichen Helfern erledigt werden könnte, kam ein Angebot in Höhe von rund 14.000 €: Bei den Reinigungsarbeiten sollten Gemeindeglieder aus dem Hünger helfen, und bei der Stimmung und Intonation wurden die Organisten Jürgen Schrader und Friedhelm Siebel sowie Kantor Johannes Meyer fest eingeplant. Dieses Angebot wurde mit großer Erleichterung auf- und angenommen, war es doch nun möglich, die Orgel vor dem weiteren Verfall zu bewahren. Es waren schon einige Töne ausgefallen, die Elektromagneten waren noch nie ausgetauscht worden, und die Verunreinigung der Pfeifen und Pfeifenbretter konnte jeder Laie nachvollziehen: Eine dicke dunkle Staubschicht, vermengt mit Malerfarbe, Säge- und Hobelspänen sowie kleinen Bröckchen des Verputzes, bot einen deprimierenden Anblick!
Doch nun erstrahlt die Orgel wieder in neuem Glanz: Die Prospektpfeifen (Pfeifen, die den Abschluss des Gehäuses bilden und vorne stehen) sind neu lackiert, sogar die Pfeifenbretter, auf denen die Pfeifen stehen, wurden abgehobelt und neu geölt, die Orgel ist sauber, die Elektromagneten wurden in unermüdlichem Einsatz von Wilfried Pulvermacher ausgetauscht, und der Klang der Orgel ist wieder rund und einheitlich. Sie hat ein wenig wieder den Charakter der ursprünglich in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts von der Firma Walcker gebauten romantischen Orgel zurückbekommen! Diese erste Orgel war im Krieg stark zerstört worden; aus ihren Resten hatte die Firma Peter sodann nach dem Krieg die jetzige Orgel errichtet.
Besonderer Dank gebührt allen, die durch ihre Spende diese Renovierung ermöglicht haben. Stellvertretend für alle sei die Kulturstiftung der Stadtsparkasse Wermelskirchen genannt.
Möge die neue alte Orgel der Gemeinde noch lange zum Lobe Gottes zur Verfügung stehen!
Kantor Johannes Meyer