Das Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Wermelskirchen hat auf seiner Sitzung am 15. Oktober 2004 beschlossen, dass ab sofort auch Kinder in Begleitung Erwachsener an den Abendmahlsfeiern der Gemeinde teilnehmen können. Vorausgesetzt wird dabei, dass die Kinder in altersentsprechender Weise auf die Abendmahlsfeier vorbereitet sind. Mit diesem Beschluss kommt ein langer Beratungsprozess zum Ziel, der im Presbyterium, in der Gemeindeversammlung, hauptsächlich aber im Ausschuss für Theologie und Gottesdienst unter der Leitung von Pfarrerin Ruth Wirths geführt worden ist.
Auch bisher sah man schon Kinder in der Kirche beim Abendmahl. Sie empfingen dabei nicht Brot und Wein, sondern ein Segenswort durch den Pfarrer, das er unter Handauflegung zusprach. Oft gab aber auch Mutter oder Vater ein Stück Brot an das Kind weiter. Was so immer wieder außerhalb der alten Ordnung geschah, wird nun offiziell: Kinder erhalten Brot und Kelch, der dann meist mit Traubensaft gefüllt ist. Auf diese Weise sollen sich Kinder schon früh beim Abendmahl zu Hause fühlen, und das Presbyterium folgt dem Wort Jesu: „Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes“ (Markus 10,14). Und auch Martin Luther habe schon gesagt: „Es steht aber nichts im Wege, dass auch Kindern das Sakrament des Altars gegeben werden kann.“
Lange wurde über die Frage der angemessenen Vorbereitung von Kindern auf das Abendmahl beraten. Dazu Pfarrerin Wirths: „Der Glaube der Kinder ist keine Vorstufe des Glaubens, sondern für Jesus sogar Vorbild des Glaubens für die Erwachsenen.“ Dies bedeute, dass Kinder einen eigenen, ganz unmittelbaren Zugang zu Gottes Liebe haben können. „Nicht erst, wer das Abendmahl gedanklich erklären kann, darf Abendmahl feiern, sondern wer offen ist für die Begegnung mit Gottes Liebe – und da können wir oft von Kindern lernen“, fügt Wirths hinzu. Natürlich gehöre das Gespräch zwischen Eltern und Kindern vor und nach der Abendmahlsfeier dazu, damit die Kinder ihre eigenen Erfahrungen mit dem Mahl entwickeln können.
„Mit der Einladung der Kinder zum Abendmahl wird die Konfirmation nicht entwertet“, geht Pfarrerin Wirths auf häufig geäußerte Bedenken ein. „Die Konfirmation hat ihren Sinn in der eigenverantwortlichen Bestätigung des Glaubens, darüber hinaus in der Segnung und Fürbitte durch die Gemeinde.“ Deshalb übernehmen die Jugendlichen mit der Konfirmation selbst die Verantwortung für ihre Teilnahme am Abendmahl. Vorher gelte: Die Entscheidung und Verantwortung für die Teilnahme liege bei den Eltern und bei der Gemeinde. Diese Verantwortung wolle die Gemeinde mit dem Beschluss des Presbyteriums übernehmen. Es liege nun an den Eltern, diesen neu eröffneten Weg als Bereicherung der Erziehung im christlichen Glauben zu nutzen. „Wir werden in vielen Gesprächen mit Eltern und Kindern die neuen Möglichkeiten noch erläutern und diskutieren müssen. Natürlich werden wir den Wunsch von Eltern auch respektieren, die weiterhin beim Abendmahl den Segen für ihr Kind wünschen“, erklärt Pfarrerin Wirths.