Ein besonderer Gottesdienst braucht ein besonderes Thema, fanden wir bei der Vorbereitung. Danach mussten wir nicht lange suchen. Was immer uns bei den Schreckensmeldungen der letzten Wochen und Monate durch den Kopf ging – eine unangenehme Wahrheit ließ sich nicht verdrängen: In all den Konflikten, die seit Monaten die Nachrichten beherrschen, geht es nicht nur, aber doch auch ganz massiv um Religion. Damit ist – ob wir das wollen oder nicht – auch unser Glaube betroffen: Denn wenn im Namen der Religion, im Namen Gottes Krieg geführt wird, Aggression ausgeübt wird, Ansprüche geltend gemacht werden oder Widerstand geleistet wird, dann müssen wir uns dazu irgendwie verhalten. Denn auch wir glauben an Gott, berufen uns auf Heilige Schriften und ziehen daraus Konsequenzen. Und wir haben eine Geschichte, die ebenfalls nicht frei ist von Gewalt und Aggression und sind, im guten wie im schlechten, mit anderen Religionen verbunden, in Zustimmung und in Abgrenzung.
Aber mehr noch: Wir haben eine Geschichte, eine Glaubensgeschichte, die uns in besonderer Weise mit dem Volk Israel und dem jüdischen Glauben verbindet. Es hat uns erschreckt, wie schnell in den vergangenen Monaten plötzlich wieder judenfeindliche Parolen auf den Straßen zu hören waren, hier, in unserem Land, und dass Juden plötzlich wieder um ihre Gotteshäuser bangen mussten.
Das können wir als Christen nicht einfach schweigend hinnehmen. Denn bei aller möglicherweise berechtigten Kritik an der Politik Israels – zuerst ist unser Platz als Christen und als Kirche an der Seite Israels. Darüber kann, gerade in unserer rheinischen Kirche, kein Zweifel bestehen. Und so wollen wir in diesem Gottesdienst noch einmal das Nachdenken aufnehmen: Das Nachdenken über Israel und unsere besondere Beziehung, die wir Christen zum jüdischen Volk und seinem Glauben haben.
Ein schweres Thema, aber ein notwendiges. Aber wer vergisst, wo er herkommt, wird allzu leicht überrascht, wo das hinführen kann…