„Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.“
Konstanz, 1415. Das Konzil tagt. Drei Päpste, 600 Kleriker, 700 Kurtisanen. Das süddeutsche Städtchen summt und brummt, auch die Geschäfte laufen prächtig, wenn die versammelte kirchliche Prominenz zu Gast ist.
König Sigismund hat geladen, hat das Konzil einberufen, weil er das vermaledeite Schisma zwischen den zerstrittenen Fraktionen der Heiligen Mutter Kirche endlich überwinden will. Nicht zuletzt, weil es vorher mit seiner Kaiserkrönung wohl nichts werden wird, denn die kann nur der eine, rechtmäßige Papst vornehmen. Im Moment aber gibt es davon drei: 1378 hatten nach dem Tod Gregors und der Wahl Urbans dessen Gegner ihn schlicht für abgesetzt erklärt und einen anderen, Clemens, zum Gegenpapst gewählt. Und als sei das noch nicht genug Verwirrung, hatte das Konzil von Pisa 1409 noch einen dritten, Alexander, gekürt, ohne dass die beiden anderen daran dachten, abzutreten, so dass mittlerweile in Rom, in Avignon und in Pisa jeweils ein Stellvertreter Christi saß und das Haupt der Christenheit sein wollte. Innerkirchliche Gründe spielten dabei ebenso eine Rolle wie politische, aber dass die Kirche damit insgesamt auf dem besten Weg in die Lächerlichkeit war, war auch dem wohlwollendsten Betrachter klar. Es musste etwas geschehen.