Liebe Gemeinde,
„Klepper, Jochen: geb. 1903 in Beuthen/Oder (Schlesien), nach dem Theologiestudium in Breslau Mitarbeiter bei Presse und Rundfunk, seit 1931 Schriftsteller in Berlin (Roman »Der Vater«); seine geistlichen Lieder in der Sammlung »Kyrie« 1938 wurden als richtungweisende Glaubenszeugnisse anerkannt und bald vertont; vom nationalsozialistischen Regime wegen seiner jüdischen Frau verfolgt, wählte er 1942 mit seiner Familie den Tod.“ So steht es mit dürren Worten im Anhang unseres Gesangbuches. Und dann folgt noch eine Reihe von Nummern, die anzeigen, wie viele Lieder von Jochen Klepper mittlerweile in unserem EG zu finden sind: 12 sind es insgesamt, und viele davon singen wir inzwischen mehr oder weniger regelmäßig.
Das war nicht immer so. In den ersten Nachkriegsjahren war sein Freitod unter Christen und in der offiziellen Kirche umstritten, und nicht wenige fanden, wer seinem Leben selbst ein Ende gesetzt habe, können kein Glaubensvorbild sein und eben auch kein anerkannter christlicher Dichter. Im ersten evangelischen Gesangbuch nach dem Krieg finden sich nur vier seiner Lieder, im alten EKG sind es dann immerhin bereits acht und nun, wie gesagt, zwölf. Die Kirche hat sich mit Klepper ähnlich schwer getan wie mit Dietrich Bonhoeffer. Diesem warf man vor, er habe sich am politischen Umsturz und gar am geplanten Mord beteiligt. So war es bis in die sechziger Jahre hinein noch der Fall, dass die Kirche protestierte, als Straßen nach einem ihrer Pfarrer benannt werden sollten, einem Verschwörer und – mindestens indirekt – Attentäter! Und bei Klepper war es eben die Entscheidung zum Freitod, die man lange nicht einfach akzeptieren oder gar würdigen konnte…