Liebe Gemeinde,
wenn wir den Predigttext für den heutigen Sonntag hören, ist das ein bißchen, als würden wir jemandem beim Tagebuch schreiben über die Schulter gucken, und so was tut man ja eigentlich nicht. Wir vergessen das vielleicht zu schnell, aber was hier, in der Bibel, als Buch vorliegt, als Werk der Weltliteratur, das war – zumindest zu einem großen Teil – ursprünglich nicht zur Veröffentlichung gedacht; das waren, zum Beispiel bei Paulus, echte Briefe, von lebendigen Menschen an lebendige Menschen geschrieben. Keine Abhandlungen über die christliche Lehre (auch wenn man sie später oft so behandelt hat), keine theoretischen Traktate, sondern echte Briefe, Briefe, die mit Spannung erwartet wurden, die immer und wieder gelesen wurden und weitergereicht und abgeschrieben, weil sie wichtig und wertvoll und hilfreich waren, und die erst so und nach und nach zu ‚Literatur’ wurden, erst zu einzelnen Sammlungen, dann schließlich zur christlichen Grundausstattung, zum Neuen Testament, zur ‚Heiligen Schrift’. Das hätte sich Paulus bestimmt nicht träumen lassen. Hören wir daher also heute nicht einfach einen Predigttext, wie jeden Sonntag, sondern stellen wir uns vor: Ein Brief kommt an in Thessalonich, ein Brief von Paulus…
Download der gesamten Predigt (pdf): 1Thess 1,2-10